1941 strahlte der Soldatensender Belgrad Nacht für Nacht das Lied von Lili Marleen aus, die auch dann noch «vor der Kaserne/vor dem grossen Tor» steht, wenn dem Geliebten «ein Leid geschehn» ist. Die Musik von Norbert Schultze   und die rauchige Stimme von Lale Andersen gefielen auch der Gegenseite, und bald ergriff die englische Generalität in Nordafrika Massnahmen, damit das Lied nicht zu oft gesungen wurde, während es in Deutschland selbst eine Zeitlang als «morbid und depressiv» verboten war.
Den Text hatte der am 22. September 1893 in Hamburg geborene Seemannssohn und Sportlehrer Hans Leip 1917 geschrieben, nachdem der Gardefüsilier als dienstuntauglich aus dem Krieg heimgekehrt war. Er hatte von der Schauspie-lerin Lilly Freud (1888-1970), der Tochter von Sigmund Freuds Schwester Marie, einen Korb bekommen und besang die inzwischen mit dem Dramaturgen Arnold Marlé Verheiratete melancholisch unter Verballhornung ihres neuen Namens als «Lili Marleen». Zum Erfolg wurde das Lied allerdings erst, als Norbert Schultze es in Leips Anthologie «Die kleine Hafen-orgel»(1937) aufstöberte und Lale Andersen seine Vertonung  1938  auf  Schallplatte aufnahm.
Leip, der auch als Grafiker arbeitete, war unterdessen mit See-manns-Büchern wie «Godekes Knecht»(1925), «Jan Himp und die kleine Brise» (1933) und «Die Lady und der Admiral» (1933) bekannt geworden und sollte 1959 auch mit einem Band über Piraten, dem «Bordbuch des Satans», Furore machen. Von den Nazis liess er sich unkritisch vereinnahmen und feiern und be-kam 1942 das Kriegsverdienstkreuz II.Klasse für  «unermüdli-chen Einsatz als Werber der grossen Ostidee des Reiches».
Ab 1949 lebte Leip in Fruthwilen/ TG , wo er am 6.Juni 1983 starb. Noch im Todesjahr brachten ihm die Tantiemen an «Lili Marleen» satte 60 000 Franken ein und ahnte kaum jemand, dass das Lied, mit dem das Dritte Reich den grössten Propa-gandaerfolg errang, einem jüdischen Mädchen gegolten hatte.