«Ich wollte ,The Catcher in the Rye’  zu weltweitem Ruhm verhelfen», sagte Mark D. Chapman vor Gericht, nachdem er am 8. Dezember 1980 vor dem Dakota Building in New York John Lennon erschossen hatte. Der Mörder hatte den Roman mit dabei und verstand sich als Verkörperung seines Icherzäh-lers, des 16jährigen Holden Caulfield, der sich in zornigem Ju-gendjargon – 255 mal sagt er «goddam», 44 mal «fucks» – ge-gen die Erwachsenenwelt stellt, die er für verlogen hält und die ihm nichts als eine psychiatrische Untersuchung entgegenzu-stellen hat. Chapman scheint allerdings entgangen zu sein, dass «Der Fänger im Roggen», wie der 1951 erschienene Ro-man deutsch heisst, schon Jahrzehnte vor seiner Wahnsinnstat eines der meistgelesenen Bücher war. Schon 1953 waren welt-weit 10 Millionen Stück verkauft, und kaum etwas verdient so sehr den Namen Kultbuch wie dieser Roman, der den Titel von einem Gedicht von Robert Burns herleitet: dem Bild eines Fän-gers, der spielende Kinder auffängt, wenn sie am Ende eines Roggenfelds über eine Klippe stürzen könnten.  
Jerome D. Salinger war vom Erfolg seines Romans derart über-fordert, dass er jeden Kontakt mit der Öffentlichkeit abbrach und ausser einer Reihe von short stories – darunter 1955 «Fanny and Zooey» – nichts mehr publizierte. Ganz wenig nur ist über ihn bekannt: dass er am 1.Januar 1919 in New York geboren wurde, 1938 in Wien den Antisemitismus kennenlernte, im Krieg bei der US-Army diente, dreimal verheiratet war und als Vater eines Sohnes und einer Tochter in Cornish, New Hampshire, lebte, wo er am 27.Januar 2010 starb. Bis zuletzt von allem ab-geschirmt, als wolle er wahrmachen, was Caulfield sich in ju-gendlichem Trotz wünschte: «Ich stelle mir vor, ich wäre taub-stumm. Dann bräuchte ich keine verdammten blöden, nutzlo-sen Gespräche mehr mit irgendjemand zu führen. Falls jemand mir etwas mitzuteilen hätte, müsste er es eben auf einen Zettel schreiben. Das würde die Leute bald langweilen, und dann hät-te ich für den Rest meines Lebens alle Gespräche hinter mir.»