Hans Schumacher

*Zürich 2.3.1910, †ebd. 20.3.1993, Literaturhistoriker und Schriftsteller. Seit dem Germanistikstudium (Promotion 1941) arbeitet S. als Literaturkritiker, Hg. und Essayist. Insbes. seine Werk- bzw. Auswahlausgaben von Goethe, Hölderlin, Keller, Stifter, Storm u.a. fanden weithin Anerkennung, während themat. geordnete Anthologien und Kommentarbände wie »Zürich. Eine Stadt im Spiegel der Literatur« (1970), »Ein Gang durch den Grünen Heinrich« (1974) oder »Die armen Stiefgeschwister des Menschen. Das Tier in der dt. Literatur« (1977) Erfolgstitel wurden. Sein eigenes literar. Werk umfasst vorwiegend Lyrik, wobei sie sich seit dem Erscheinen von »In Erwartung des Herbstes« (1939) oder »Brunnen der Zeit« (1941) themat. vom Naturgedicht weg in Richtung eines massvoll gesellschaftl. engagierten, aktuelle Fragen aufgreifenden lyr. Momentbildes bewegte (»Meridiane«, 1959; »Nachtkurs«, 1971). Erst in den 80er Jahren trat S. auch als Romancier hervor mit »Die Stunde der Gaukler« (1981), der Geschichte eines Gauklers, der in einem totalitären Staat die Oberhand gewinnt, und mit »Harder und Harder« (1984), dem Vexierspiel eines Aussteigers auf der Suche nach seinem wahren Ich. Zweimal hat S. eigene Erlebnisse aufgearbeitet: in den Aktivdiensterinnerungen »Rost und Grünspan« (1964) und in den Kindheitserinnerungen »Die durchlässige Zeit« (1990, mit Nachwort von E. Wilhelm und Bibliographie). (Schweizer Lexikon)



Schumacher, Hans

* 2. 3. 1910 Zürich. - Essayist, Erzähler, Lyriker, Herausgeber.

Der Sohn eines Eisenbahners aus dem Zürcher Industriequartier studierte Germanistik, promovierte 1941 mit einer Arbeit über Gottfried Keller u. betätigte sich dann in äußerst produktiver Weise als Herausgeber von Editionen u. Sammelbänden (u. a. Goethe, Hölderlin, Keller, Stifter, Storm, Wilhelm Busch) sowie als Schöpfer themat. Anthologien u. populärer Literaturführer wie Ein Gang durch den Grünen Heinrich (Kilchberg 1974. Ffm. 1976) oder Die armen Stiefgeschwister des Menschen. Das Tier in der deutschen Literatur (Zürich 1977). Als Autor war S. zunächst ausschließlich Lyriker u. zählte mit Bänden wie In Erwartung des Herbstes (Hbg. 1939),Brunnen der Zeit (Zürich 1941) u. Schatten im Licht (Herrliberg 1946) zusammen mit Albert Ehrismann, Paul Adolf Brenner, Hermann Hiltbrunner u. anderen in den Kriegs- u. Nachkriegsjahren zu einem vorwiegend dem traditionellen Naturgedicht verpflichteten Zürcher Lyrikerkreis. In den Bänden Der Horizont (Zürich 1950), Meridiane (ebd. 1959) u. Nachtkurs (ebd. 1971) befaßte sich der Lyriker S. zwar zunehmend auch mit Fragen u. Themen der modernen Industriegesellschaft, gab die gereimte Form u. den konventionellen Wohlklang aber nur ausnahmsweise preis. Als Erzähler war S. erstmals mit den unsentimentalen »Aktivdienst-Erinnerungen« Rost und Grünspan (ebd. 1964. 1966. Neuausg. 1989) erfolgreich, denen er nach Jahrzehnten als weiteres Memoirenwerk den Band Die durchlässige Zeit. Erinnerungen und Betrachtungen im Spiegel der Kindheit (Kilchberg 1990) folgen ließ. Ein spektakulärer Durchbruch im gesamten dt. Sprachbereich gelang dem über 70jährigen mit Die Stunde der Gaukler. Roman einer Rückvorschau (Zürich 1981) u. Harder und Harder (ebd. 1984; R.). Während der erste Roman als phantasievolle gesellschaftskrit. Parabel der Zeit satirisch den Spiegel vorhält u. einen imaginären, listigen Ausweg aus dem Teufelskreis von Macht u. Gewalt weist, stellt Harder und Harder eine Art »Tagebuch der Freiheit« dar: Ein Mann verweigert sich von einem Tag auf den andern der Gesellschaft, löst sich aus allen Bindungen u. findet im Umgang mit einem wirklich freien, naturverbundenen Menschen allmählich zu seinem wahren Ich. Für sein Gesamtwerk erhielt S. 1982 den Literaturpreis der Stadt Zürich.

LITERATUR: Egon Wilhelm: H. S. In: Die durchlässige Zeit. a. a. O. 1990, S. 185-203 (mit Bibliogr.).
(Bertelsmann Literaturlexikon)