Ruth Waldstetter

Eigtl. Martha Behrens-Geering, *Basel 12.11.1882, †Arlesheim (BL) 27.3.1952, Schriftstellerin. W. arbeitete als Sprachlehrerin in England und Bern, ehe sie nach der Scheidung von ihrem Mann, dem Schriftsteller E. Behrens, nach Basel zurückkehrte und dort bzw. in Arlesheim unter prekären materiellen Bedingungen lebte. Literar. debütierte sie bei S. Fischer mit »Die Wahl« (R., 1910), der Geschichte einer allzu frühen Heirat, die der bürgerl. Konventionen wegen jede spätere Wahl ausschliesst, obwohl das Zusammenleben allmähl. zu einem quälenden Gefangenendasein wird. Die Enge bürgerl. Konventionen, aber ebenso das erfolglose Aufbegehren dagegen waren auch in den späteren Werken der feinfühligen Autorin immer wieder ein zentrales Thema, so in »Das Haus zum grossen Kefig« (R., 1913), in ihrem erfolgreichsten Buch, dem ergreifenden Frauenroman »Eine Seele« (1917), und in ihrem letzten Roman, »Das Schicksalsjahr« (1949). Eher humorvoll stellte W. das charakterist. Denken der bürgerl.-behäbigen Schweiz auch in den »Nüchterdinger Geschichten« (1944, Bd. 71 der »Neuen Schweizer Bibliothek«) dar. Nicht nur themat., auch formal hob sich ihre kultivierte, formvollendete Erzählkunst von den Tendenzen zeitgenöss. Schweizer Literatur ab. "C.Li.

(Schweizer Lexikon)



Waldstetter, Ruth

Eigentl.: Martha Behrens-Geering, * 12. 11. 1882 Basel, † 27. 3. 1952 Arlesheim/Kt. Basel-Land. - Erzählerin, Dramatikerin.

Nach Matura u. Sprachstudien in Basel, Edinburgh u. Berlin erwarb W. ein Diplom als Sprachlehrerin u. arbeitete in diesem Beruf in England u. in Bern, ehe sie nach der Scheidung von ihrem Mann, dem Schriftsteller Eduard Behrens, nach Basel zurückkehrte u. dort bzw. zuletzt in Arlesheim als freie Journalistin u. Schriftstellerin lebte. Literarisch debütierte sie mit dem Roman Die Wahl (Bln. 1910), der Geschichte einer allzu frühen Heirat, die der bürgerl. Konvention wegen jede spätere, vielleicht glücklichere Wahl ausschließt, obwohl das Zusammenleben der Eheleute zu einem quälenden Gefangenendasein wird. Der repressiv-kerkerhafte Charakter der bürgerl. Existenz, aber ebenso das erfolglose Aufbegehren dagegen waren auch in den späteren Werken der sozial außerordentlich aufgeschlossenen, feinfühligen Autorin immer wieder ein zentrales Thema: im Roman Das Haus &Mac221; Zum großen Kefig&Mac220; (ebd. 1913), in ihrem erfolgreichsten Buch, dem ergreifenden Frauenroman Eine Seele (Bern 1917), u. in ihrem letzten publizierten Roman, Das Schicksalsjahr (Frauenfeld 1949). Eher humorvoll, wenn auch nicht weniger präzis gestaltete W. das charakterist. Denken u. Verhalten der bürgerlich-behäbigen Schweiz auch in jenem Erzählzyklus, der schon im Titel von Kellers Seldwyla Abstand nimmt: den Nüchterdinger Geschichten (1944 als Band 71 der »Neuen Schweizer Bibliothek« in Zürich erschienen). Nicht nur thematisch, auch formal hob sich W.s kultivierte, formvollendete Erzählkunst von den Tendenzen zeitgenöss. Schweizer Literatur ab, was sich v. a. auch in den kürzeren Erzählungen u. Novellen der Bände Leiden (Frauenfeld 1917), Der unnütze Mensch (Bern 1921) u. Die silberne Glocke (ebd. 1937) zeigt. Als eine der wenigen Dramatikerinnen ihrer Zeit gelang es W. mit religiös bestimmten Stücken wie Familie (ebd. 1919), Der Künstler (ebd. 1919) oder Merlins Geburt (Basel 1934), von den großen Bühnen in Bern u. Basel gespielt zu werden.
(Bertelsmann Literaturlexikon)