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Erste Hottinger Literaturgespräche
Die Hottinger Literaturgespräche
setzen die Reihe fort, die 2011 im Restaurant Europa begonnen hat. Damals waren Margrit Läubli,
Franz Hohler, Peter Zeindler, Monica Cantieni, Urs Faes, Charles Lewinsky, Eveline Hasler, Peter Bichsel, Urs Widmer
und Annemarie Schwarzenbach bei Charles Linsmayer zu Gast. Auch im Kirchgemeindehaus Hottingen finden keine
Lesungen statt, sondern unterhält sich der Gast mit Charles Linsmayer über sein Schaffen, sein Leben und das in Arbeit
befindliche Werk. Und wieder setzt Rico Tigermann am Flügel musikalische Akzente.
Ort: |
Reformiertes Kirchgemeindehaus, Asylstrasse 36, 8032 Zürich |
Zeit: |
19 Uhr |
Eintritt: |
Fr. 25.–, ermässigt Fr. 20.– |
Reservation: |
044 251 33 36 oder charles@linsmayer.ch |
Verantwortlich: |
István Cseh jr. / Charles Linsmayer |
2012/13 sind zu Gast bei Charles Linsmayer:
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Peter Stamm (28. September 2012) Er war Buchhalter, holte die Matura nach, studierte Anglistik und Psychologie, bevor er das Schreiben ganz ins
Zentrum seines Lebens stellte und mit dem New Yorker Liebesroman «Agnes» 1998 ein vielbeachtetes Debüt feierte.
Seither steht der Name Peter Stamm auf der Bühne, im Hörspielstudio und insbesondere auf dem Umschlag von Romanen
und Erzählungen für eine Schreib- und Gestaltungs-weise, die vollkommen unprätentiös und scheinbar kunstlos
daherkommt, unsere Gegenwart aber dank ihrer Präzision und Unbestechlichkeit so darstellt, dass sie sich immer
wieder selber entlarvt. |
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Lukas Bärfuss (26. Oktober 2012) Die sexuelle Revolution der Achtundsechziger («Die sexuellen Neurosen unserer Eltern»),
das Desinteresse an der Schweizer Vergangenheit («Zwanzigtausend Seiten»), die Hintergründe der Sterbehilfe
(«Alices Reise in die Schweiz»), der Völkermord in Ruanda und die Fragwürdigkeit von Entwicklungshilfe
(«Hundert Tage») – kein Thema ist tabu, wenn der aus Thun stammende, in Zürich-Hottingen lebende Dramatiker und
Erzähler Lukas Bärfuss es aufgreift und dank seiner überragenden dramaturgischen und sprachlichen Begabung weit
über die Schweiz hinaus zur Diskussion stellt.
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Zoë Jenny (30. November 2012) Das von der Kritik bejubelte, in 27 Sprachen übersetzte todtraurige Kindheitsbuch «Das
Blütenstaubzimmer» von 1997 löste Erwartungen aus, die von der damals 23-jährigen, über Nacht zum «Superstar»
avancierten Zoë Jenny unmöglich erfüllt werden konnten. Sie geriet ins «Daumenkino des Erfolgs», und was sie aus
einer turbulenten Existenz heraus weiter publizierte, verriet zumindest ein Talent, mit dem eines Tages wieder zu
rechnen sein würde. Vielleicht war all das ja nur ein Umweg und setzt der Erzählband, an dem sie zur Zeit arbeitet,
wieder da an, wo ihr Erfolg 1997 begann.
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Klaus Merz (25. Januar 2013) 1997, mit «Jakob schläft», ist aus dem Geheimtipp Klaus Merz der im ganzen deutschen
Sprachgebiet wahrgenommene «Grossmeister der kleinen Form» geworden, dessen schmale Bände bei ihrem Erscheinen
jedesmal zum Ereignis werden. Es habe ihn immer interessiert, «was nicht auf Anhieb sichtbar ist», sagte Merz 2004,
und die zur Zeit entstehende Werkausgabe macht deutlich, dass das Unverwechselbare an seinem erzählerischen,
lyrischen und dramatischen Werk tatsächlich jene Fähigkeit ist, vom Vordergründigen abzusehen und eine Tür zu
dem zu öffnen, was dahinter verborgen liegt.
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Hanna Johansen (1. März 2013) «Die stehende Uhr» hiess 1978 ihr Erstling, und es scheint, als stehe in ihren Büchern
die Zeit still und werde so, quasi bei angehaltenem Atem, ein ganz eigenwilliger Blick auf das Leben und seine
Abgründe möglich. In «Die Analphabetin» ist es ein kleines Mädchen, in «Lena» eine alte Frau, die staunend vor der
Welt stehen. Die «Universalgeschichte der Monogamie» lässt uns Vertrautes mit neuen Augen sehen, aber da wie auch
in ihren populären Kinderbüchern ist es letztlich immer die souveräne, absolut moderne Sprache, mit der Hanna
Johansen uns in ihren Bann zieht.
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