«Es wird jetzt in zehn Jahren mehr gelesen, ja verschlungen, als früher in fünfzig. Aber was nützt es uns? Merkt man es den Menschen an, die alles wissen und alles durchstöbert haben, dass die Verfeinerung in Wort und Bild wirklich zu ihrem Herzen gedrungen ist?» Die Worte sind dem Literaten Hugo Brenner im 1901 auf Schwedisch erschienenen Roman «Kvinnomakt»in den Mund gelegt. Und  die Geschichte seines Lebens, die er einem Freund erzählt, ist denn auch im Gegensatz zur damals modischen «Art pour l’art» die berührende Erinnerung an die Seelenfreundschaft zu Elise, einer verheirateten Frau, die ihm neue Lebenskraft gab,  als ihn  die ungute Ehe mit der ordinä-ren Signe zur Verzweiflung trieb und zuletzt auch noch seine Tochter starb, die nach der Scheidung sein Lebensinhalt gewesen war. 
Der stille, nachdenklich stimmende Roman, der 1909 in «S.Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane» als «Frauenmacht» auch deutsch erschien, ist eines der vielen Werke des Schweden Gustaf af Geijerstam, geboren am 5.Januar 1858 in Jönsarbo, gestorben am 6.März 1909 in Stockholm. Er gehörte wie Strindberg  zur Gruppe  «Unga Sverige», die, alarmiert durch die Krise der 1880er Jahre, die soziale Realität ohne ästhetische Scheuklappen in ihrer Ba-nalität und Tragik wiedergeben wollte. Ob in den düster-pessi-mistischen Novellen «Graukalt», mit denen er 1882 debütierte, ob in «Irre am Leben»(1897), im Inzestroman «Nils Fufvesson und seine Mutter» (1902) oder in den Eheromanen «Gefährli-che Mächte» (1905) und «Die Komödie der Ehe» (1898): immer zweifelte Geijerstam, obwohl selbst zweimal verheiratet,  an der Möglichkeit der Liebe, ja ging er davon aus, dass wir uns selber nicht, geschweige denn einen anderen, erkennen und dass wir alle im Dunkeln herumirren. Positive Ausnahmen sind neben der tröstlichen «Frauenmacht» die vitalen Dorfgeschichten «Fattigt folk» von 1889 und das erfrischende, urschwedische Sommerbuch «Meine Jungen» von 1897.