Ironie, Humor und Leichtigkeit: Milan Kundera (1.April 1929 - )

«Die Liebe einer Blondine» oder «Kleine Margeriten» hiessen die tschechischen Filme, die vor 1968 Furore machten, und genau so witzig-verspielt und sinnlich-unverblümt waren die Geschichten, mit denen Milan Kundera, am 1.April 1929 in Brünn geboren und 1958-1968 Dozent an der Prager Filmhochschule, von sich reden machte: «Das Buch der lächerlichen Liebe» und «Der Scherz» (1967), wo ein Student, weil er seine Freundin auf einer Karte mit «Es lebe Trotzki» gegrüsst hat, den Sanktionen des Regimes verfällt. Was nach dem Einmarsch der Russen auch Kundera blüht: Er erhält Lehr- und Publikationsverbot und wird 1979, nach fünf Jahren im französischen Exil, ausgebürgert. Sein Werk aber spielt weiter in der Tschechoslowakei: «Das Leben ist anderswo», die glanzvolle Satire auf die politisch korrumpierte Prager Literaturszene, «Abschiedswalzer», das als Bäderkrimi getarnte Stimmungsbild von der Zeit nach 1968, «Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins» (1984), wo die Jahre vor und nach dem Einmarsch der Russen in zwei verschlungenen Lovestories gespiegelt sind, die, wie so oft bei diesem Autor, auf den Tod zulaufen. Für Kundera heisst Schreiben an der Geschichte Rache nehmen und die Existenz auf eine eigene, von allem Realismus abgewandte Weise darstellen. «Das Wesentliche in einem Roman ist, was sich nicht anders als durch einen Roman ausdrücken lässt», formulierte er 1995 in «Die Langsamkeit» und bezog sich dabei nicht zuletzt auf die seiner Meinung nachmissglückte Verfilmung von «Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins» durch Philip Kaufman. Ebenso ablehnend steht der publikumsscheue Kundera, der 2000 mit der Liebesgeschichte «L'Ignorance» von sich reden machte und 2014 mit «La fête de l'insignifiance» («Das Fest der Bedeutungslosigkeit») seinen erfolgreichsten, aber nicht seinen besten Roman publizierte, der biographischen Interpretation gegenüber. Angesichts von Biographen, «die das Sexualleben von Stendhal und Faulkner, aber nicht dasjenige ihrer eigenen Frau kennen», schloss er 1989, um sie nicht diesen «Nachlassgeiern» in die Hände fallen zu lassen, bis auf die Romane sämtliche seine Texte von einer weiteren Ausgabe oder Bearbeitung aus.